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Sowinski-Deutsche_Stilistik.doc
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Nachtrag

Als letzte Form der Konstruktionsänderung seien die Erscheinungen des Nachtrags eines Satzglieds erwähnt, syntaktische Stellungsvarianten, bei denen eine Information nicht an der üblichen Stelle, sondern erst später,

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zumeist am Satzschluß erscheint. Sie gleichen darin fern- oder nachgestellten Adjektiven (vgl. S. 106 ff.) oder den Appositionen am Satzende. Ähnlich der Prolepse knüpfen sie manchmal an eine vorhergehende Angabe an, allerdings kaum an eine Substantivform, sondern an eine Pronominal- oder Adverbform:

Wir saßen nach hinten hinaus, im Wohnzimmer, das sein Licht durch die vorgebaute Glasveranda bekam. (G. Grass, »Katz und Maus«)

Am Abend kam er, den wir lange erwartet hatten, der Freund aus dem Westen.

Die verschiedenen Formen der Unterbrechung der Satzkonstruktion sind als Figuren einer Lockerung des syntaktischen Zusammenhangs anzusehen.41

Indem die gewohnte Satzspannung aufgelöst wird, erhalten die isolierten Einzelglieder ein größeres Gewicht, gewinnt ihre Aussage an Nachdruck und – durch den Wegfall mancher Zwischenglieder – Übersichtlichkeit. Diese Auflockerungserscheinungen des Satzbaus sind ein wichtiges Stilmerkmal der neueren Zeit. Sie sind vor allem in der erzählenden Literatur, in der Lyrik und in der Werbesprache in zunehmendem Maße anzutreffen, während Texte des öffentlichen Verkehrs, der Wirtschaft, der Wissenschaft und Bildung weiterhin die Vollständigkeit und Geschlossenheit des Satzbaus beachten.

Umwandlungen der Satzform Satzglieder und Gliedsätze

Die Umwandlung bestimmter Satzformen in andere ohne Informationsverlust ist eine weitere syntaktische Ausdrucksvariante von stilbestimmendem Wert. Dabei ergeben sich drei Gruppen der Satzgestaltung, gleichsam als sprachliche Oppositionen einander gegenübertretend: der einfache Satz, der erweiterte einfache Satz und das Satzgefüge. Wir haben diese Gruppen bereits im Zusammenhang der Satzquantität besprochen, nicht aber ihre Struktur, Bildungsweise und stilistische Relevanz untersucht.

Von den drei Gestaltungsmöglichkeiten erfordert der einfache Satz die geringste syntaktische Gestaltungsfähigkeit, da es dabei lediglich auf die angemessene Handhabung der Satzgrundformen ankommt (vgl. S. 110 f.). Nur selten begnügen wir uns jedoch mit solchen Grundformen, fast immer erweitern wir sie durch zusätzliche Satzteile mit anderen Informationsleistungen, fügen mehr oder weniger häufig Adjektive und Adverbien, Konjunktionen und präpositionale Angaben hinzu, die den gedanklichen Zusammenhang des ursprünglichen einfachen Satzes vervollständigen, bis dieser schließlich die uns angemessen erscheinende Informationsfülle erreicht hat. Dabei wird die Informationsleistung eines Satzes jeweils von der Informationsleistung eines finiten Verbs getragen und ist – falls es sich nicht um elliptische Verkür-

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zungen handelt – von ihm abhängig. Es versteht sich von selbst, daß diese »Tragfähigkeit« des finiten Verbs begrenzt ist und dementsprechend dem Satzumfang Grenzen setzt, soweit nicht »sekundäre Verbalformen« (Partizipien, Verbalsubstantive) Ausweitungen zulassen. Die Sprachgeschichte, insbesondere die Entwicklungsgeschichte des deutschen Satzes42, wie auch die Wortbildungslehre bestätigen, daß den meisten Satzerweiterungen dieser Art einfache Aussagesätze zugrunde liegen, die durch bestimmte Transformationen (Umformungen) zu Satzgliedern erweiterter Sätze umgebildet wurden. Die generative Transformationsgrammatik sucht diese Tatsache und ihre Regularitäten neu bewußt zu machen.43 Die ursprüngliche Form der Informationshäufung in einem Satz war, wie Texte älterer Zeit (vor 1500 etwa) bestätigen, die Verbindung mehrerer einfacher oder wenig erweiterter Sätze in nebengeordneter (parataktischer Reihung (Parataxe) mit Hilfe weniger Bindewörter (Konjunktionen).44 Erst später bildet sich ein strafferes Satzgefüge (Hypotaxe) heraus, in dem bestimmte Sätze als »Hauptsätze« dominierten und andere mit Endstellung des Verbs ihnen als »Nebensätze« untergeordnet wurden. Außerdem gab es schon in ahd. Zeit (vor 1000) die Möglichkeit, bestimmte Beziehungsverhältnisse, z.B. kausaler Art, auch als Satzglieder mit Hilfe von Präpositionen und Substantiven auszudrucken. Dieses Nebeneinander, das zur Gegenwart hin weiterentwickelt wurde, gewährt jedem Sprecher die stilistische Freiheit, zwischen mehreren Satzformen die dem Inhalt und der Ausdrucksabsicht am meisten gemäße zu wählen.

Im folgenden sollen zunächst die dabei zur Verfügung stehenden verschiedenen Satzformen erläutert werden. Wir gehen von einigen Mustern aus. Nehmen wir z.B. an, jemand will zum Ausdruck bringen, daß ein bestimmtes Buch, das er erhalten hat, spannend ist und ihm gefällt, so kann er sagen:

Dieses Buch ist spannend, es gefällt mir. – Dieses spannende Buch gefällt mir. – Dieses Such, das spannend ist, gefällt mir.

Im ersten Beispiel wird die Information in zwei nebengeordneten Sätzen ausgedrückt, im zweiten durch einen um das Adjektivattribut erweiterten Hauptsatz, im dritten in einem Haupt- und einem untergeordneten (hypotaktischen) Nebensatz. Der Inhalt eines Hauptsatzes ist somit auch als Satzglied wie als Gliedsatz ausdrückbar.

Wollen wir das Gefallen an der Spannung begründen, so können wir das auf dreidache Art sagen:

Das Buch gefällt mir, denn es ist spannend. – Das Buch gefällt mir wegen seiner Spannung. – Das Buch gefällt mir, weil es spannend ist.

Im ersten und dritten Beispiel haben wir das Begründungsverhältnis mit Hilfe eines Bindewortes ausgedrückt, das irn ersten Beispiel nebenordnenden, im dritten unterordnenden Charakter besitzt, irn zweiten Beispiel dagegen durch eine Präposition und ein davon abhängiges Verbalsubstantiv in der Satzgliedfunktion einer Kausalangabe. Auf die gleiche Weise können auch weitere Beziehungsverhältnisse zwischen zwei Tatbeständen unterschiedlich formuliert werden. Lediglich die parataktische Verbindung ist nicht bei allen Bezügen ausgebildet. Manche Gliedsätze sind zudem als Relativsätze (mit pronominaler Einleitung), als Inhalt-Sätze (mit daß-Einleitung) und als Kon-

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junktionalsätze (mit Konjunktion) möglich. Im folgenden sind diese Ausdrucksformen nach ihrer inhaltlichen Zuordnung zusammengestellt und an Beispielen erläutert (vgl. Duden-Gr., 21966, S. 568ff.). Über weitere Einzelheiten informieren die Grammatiken.45

Satzglied- Einfache Sätze Erweiterter Satzgefüge

f unktion einfacher Satz

Subjekt: »Kommt Karl?« Karls Kommen Ob Karl kommt,

»Es ist ungewiß.« ist ungewiß. ist ungewiß.

Er wird Sein Kommen Sicher ist, daß

kommen. Das ist sicher. er kommt.

ist sicher.

Gleichs.-Nom.: Du mußt kom- Die Hauptsache Die Hauptsache

men. Das ist die ist dein ist, daß du

Hauptsache. Kommen. kommst.

Akkus.-Obj.: Er teilte mir mit: Er teilte sein Er teilte mit,

Er will kommen. Kommen mit. daß er kommt.

Dativ –Obj.: Er ist tüchtig. Dem Tüchtigen Wer tüchtig ist,

Ihm hilft des- hilft das Glück. dem hilft das

halb das Glück. Glück.

Genitiv-Obj.: Er hatte weiße Ich erinnere Ich erinnere

Haare. mich seiner mich, daß er

Daran erinnere (an seine) weiße Haare

ich mich. weißen Haare. hatte.

Präpos.-Obj.: Ich soll ihn Er besteht Er besteht dar-

besuchen. Er auf meinem auf, daß ich ihn

besteht darauf. Besuch. besuche.

Adv.-Angabe: Früher waren Auf den einstigen Wo früher

(lokal) dort Wiesen, Wiesen Wiesen waren,

jetzt stehen stehen jetzt stehen jetzt

dort Häuser. Häuser. Häuser.

Adv.-Angabe: Der Morgen Das Fest dauerte Das Fest

(temporal) graute, so lange bis zum dauerte, bis der

dauerte das Fest. Morgengrauen. Morgen graute.

Adv.-Angabe: Er war unacht- Das Unglück Das Unglück

(kausal) sam, deshalb geschah wegen geschah, weil

geschah seiner Unacht- er unachtsam

das Unglück. samkeit. war.

Adv.-Angabe: Dort biegt Die Kinder Die Kinder

(lokal) der Weg ab. spielen an der spielen, wo der

Dort spielen Abbiegung des Weg abbiegt.

die Kinder. Weges.

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Satzglied- Einfache Sätze Erweiterter Satzgefüge

f unktion einfacher Satz

Adv.-Angabe: Er arbeitet Er arbeitet, wie

(modal) nach seinem er es vermag.

Leistungs-

vermögen.

Er begrüßte Er begrüßte Er begrüßte

mich. mich durch mich, indem er

Er gab mir da- Handschlag. mir die Hand

bei die Hand. gab. gab.

Adv.-Angabe: Es wurde Bei Anbruch Als es dunkel

(temporal) dunkel. der Dunkelheit wurde, gingen

Da gingen wir. gingen wir. wir.

Adv.-Angabe: Sie fürchteten Aus Furcht Weil sie sich

(kausal) sich, deshalb kamen sie nicht. fürchteten,

kamen sie nicht. kamen sie nicht.

Adv.-Angabe: Sie werden gut Bei guter Wenn sie gut

(konditional) bezahlt. So Bezahlung bezahlt werden,

leisten sie mehr. leisten sie mehr. leisten sie mehr.

Adv.-Angabe: Es regnete, Trotz des Obwohl es

(konzessiv) trotzdem kamen Regens kamen regnete,

sie. sie. kamen sie.

Adv.-Angabe: So redete ein Er redete Er redete, als ob

(komparativ) Verrückter. So wie ein er verrückt sei

redete auch er. Verrückter. (wie ein Ver-

rückter redet).

Adv.-Angabe: Er will sein Ziel Zur Erreichung Ihm sind alle

(final) erreichen, dazu seines Zieles Mittel recht,

sind ihm alle sind ihm alle damit er sein

Mittel recht. Mittel recht. Ziel erreicht

(um sein Ziel zu

erreichen).

Adv.-Angabe: Er schwieg, Durch sein Er machte

(instrumental) so machte er Schweigen sich schuldig, in-

sich schuldig. machte er sich dem er schwieg.

schuldig.

Adv.-Angabe: Er schwieg, Im Gegensatz Während er

(adversativ) sie aber zu ihm (zu sei- schwieg,

redeten. nem Schweigen) redeten sie.

redeten sie.

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Satzglied- Einfache Sätze Erweiterter Satzgefüge

f unktion einfacher Satz

Fragesatz: Er fragte ihn: Er fragte ihn Et fragte ihn,

(präpos. »Nimmst du nach seiner ob er teilnehme.

Objekt) teil?« Teilnahme.

Relativsatz: Irgend jemand Der Erfinder Wer das Rad

(Subjekt m. hat das Rad des Rades ist erfand (erfunden

Attribut) erfunden. Er ist unbekannt hat), ist un-

unbekannt. bekannt.

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