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Sowinski-Deutsche_Stilistik.doc
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Das Adverb zum Adjektivattribut

Die wichtigsten Möglichkeiten der Adjektiverweiterung sind die adverbialen Attribute zu Adjektiven und die Ergänzungen oder Umstandsangaben zu manchen Adjektiven oder als Adjektiv verwandten Verbpartizipien. Im ersten Falle wird durch die Voranstellung eines solchen Adverbs die Bedeutung des Adjektivattributs modifiziert, z.B. in Form einer Steigerung:

ein falscher Eindruck – ein völlig falscher Eindruck

oder einer Abschwächung:

der gelungene Beweis – der nicht ganz gelungene Beweis

oder einer Verneinung:

die erfolgte Meldung – die nicht erfolgte Meldung

Einige Konjunktionen (z.B. und, aber) können in der Artikel-Substantiv-Klammer erscheinen (der kleine und wichtige Beitrag – der kleine, aber wichtige Beitrag), andere (z.B. denn, weil usw.) nicht. – Von den reinen Adverbien (z.B. nur) können manche in und vor der Klammer stehen; sie beziehen sich dann jedoch auf verschiedene Satzglieder:

der nur geringe Betrag : nur der geringe Betrag

Daß Adverbien oder unflektierte Partizipien allein als Attribute vor Substantiven erscheinen, ist weniger häufig, nur bei einzelnen Adjektivsubstantivierungen und substantivierten Partizipien, die noch stärker als andere Substan-

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tivierungen ihren verbalen Charakter betonen, sind Adverbien als Modaladverbien zulässig, z.B.:

das kaum Gesagte, das fast Geglaubte, das fest Versprochene, das kaum zu Glaubende, das überaus Vielfältige, das überwältigend Große.

Da ein Adjektiv wie das Verb Abhängigkeiten anderer Wörter, besonders präpositionaler Wendungen, begründen kann, läßt sich das Adjektivattribut auch durch abhängige Substantive erweitern. Die zum Adjektiv gehörigen Substantive erscheinen dann vor dem jeweiligen Adjektiv, das in engerer Bindung zum Substantiv steht, dem es zugefügt (attribuiert) ist:

Sie sind zum Adjektiv gehörig (Sie gehören zum Adjektiv) – die zum Adjektiv gehörigen Substantive; der von den Mehrheitsverhältnissen abhängige Bundeskanzler usw.

Ebenso wie bei der Verdrängung der reinen Objektkasus durch präpositionale Kasus (vgl. ich schreibe dem Freund – ich schreibe an den Freund) handelt es sich bei den präpositionalen Objekten der von einem Adjektiv abhängigen Substantive meistens um Ersatzformen für reine Objektkasus, wie solche noch bei einer Reihe von Adjektiven üblich sind (z.B. des Diebstahls schuldig: bedürftig, bewußt, eingedenk, sicher, gewiß, verdächtig, würdig, müde, satt, gewahr, voll).18 Auch diese Kombinationen sind bis auf wenige Ausnahmen (bar, gewahr) als Attribute verwendbar:

ein sorgfältiger und andauernder Hilfe bedürftiges Kind – ein seiner Fähigkeiten und seiner Leistungen bewußter Bewerber – ein des höchstes Lobes würdiger Gelehrter.

Attributive Partizipien als Erweiterungen der Nominalgruppe

Noch reichere Gestaltungsmöglichkeiten des Adjekiivattributs ergeben sich durch die Verwendung der Partizipien des Verbs (Partizip I = früher: Partizip Präsens, Partizip II = Partizip Perfekt) in adjektivischer Funktion. In Frage kommen dafür 1. alle ersten Partizipien (Präsenspartizipien, z.B. die bleibende Erinnerung); 2. die zweiten Partizipien (Perfektpartizipien) transitiver (d.h. passivfähiger) Verben (z.B. das Buch wurde gelesen – das gelesene Buch); 3. die zweiten Partizipien einiger mil »sein (ist)« gebildeten intransitiven Verben (das sog. Zustandspassiv, z.B. der Zug ist eingelaufen – der eingelaufene Zug); 4. einige zweite Partizipien reflexiver, unvollständiger oder unregelmäßiger Verben (z.B. betrunken, verliebt, verschwiegen, vollkommen usw.); und 5. einiger intransitiver Verben mit adverbialen Angaben (z.B. das auf die Straße gelaufene Kind). Die Erweiterungen erfolgen hier vor allem durch zugefügte Objekte, Präpositionen und Substantive, Umstandsangaben und Partikeln:

Das dem Freunde gegebene Versprechen – eine durch Unsauberkeit hervorgerufene Entzündung – die auf diese Nachricht hin herbeigeeilten Nachbarn.

In vielen Fällen handelt es sich bei diesen Attributerweiterungen um satzwertige Informationen, die gut in einem eigenen Haupt- oder Gliedsatz mit »sein« ausgedrückt werden können:

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Auf diese Nachricht hin waren die Nachbarn herbeigeeilt. – Die Nachharn, die auf diese Nachricht hin herbeigeeilt waren ...

Noch längere Attributeinschübe sollten möglichst unter einem eigenen Satzbogen formuliert werden. Die allzu große Ausdehnung der Nominalklammer wirkt sonst zu überladen und beeinträchtigt die Kommunikation, selbst in wissenschaftlichen Texten, die auf eine möglichst konzentrierte Informationsvermittlung bedacht sind und deshalb das stilistische Mittel der Attributserweiterung mitunter recht ausgiebig nutzen:

So wird die in »Pronomina und Textkonstitution« die Eigennamen und generell verwendeten Gattungsnamen auf Grund solcher substitutionellen Uneindeutigkeit zugeschriebene textologische Uneindeutigkeitswirkung auf Grund der in diesem Aufsatz vorgeschlagenen substitutionellen Reinterpretation dieser Ausdrücke nur für deren betonte Vorkommen aufgeboten. (R. Harweg)

Bei derartigen Fällen ist besonders darauf zu achten, daß die Attributerweiterungen mit Hilfe des adjektivisch verwandten Partizips möglichst nur eine satzwertige Fügung enthalten und nicht mehrere zu verbinden suchen. Eine Nominalgruppe wie im folgenden Satz wäre besser in ein Satzgefüge mit einem Relativsatz umzuwandeln:

Das den die Straße bauenden Arbeitern vorenthaltene Geld muß nun eingeklagt werden.

Die Erweiterung des Adjektivattributs bildet noch heute die wichtigste stilistische Ausdracksmöglichkeit der Nominalklammer. Vor allem in wissenschaftlichen Texten und Gesetzestexten wird diese Form häufig gebraucht. Sie hat den Vorteil, daß hier eine verhältnismäßig starke Konzentration der Informationen bereits am Satzanfang möglich ist. Diese Inforrnationshäufung kann die expressiven Auswirkungen der »Ausdrucksstelle« nutzen, zugleich aber die hier oft lokalisierte Anschlußfunktion wahrnehmen. Wie das obige Beispiel eines wissenschaftlichen Textes zeigt, werden daher nachgeholte bzw. wiedererinnerte Informationen an den Satzanfang gerückt, der gedankliche Fortgang dagegen in die Eindrucksstelle verlegt (vgl. S. 99). Die Ausgestaltung der Nominalgruppe durch erweiterte Attribute wird bereits in den Grammatiken des 17. und 18. Jhs. als wirksames und gefälliges Stilmittel empfohlen.19 Es sollte vor allem die damals üblichen eingeschobenen Partizipkonstruktionen, die dem Lateinischen und Französischen nachgebildet waren, ersetzen und verdrängen. So weisen mehrere Grammatiker des 17. und 18. Jhs. auf die Möglichkeit einer geschlosseneren Satzform mit Hilfe derartiger Attributerweiterungen hin (Schottel, Gottsched, Dornblüth).

Die grammatisch-stilistische Einschätzung des erweiterten Attributs schwankt in der Folgezeit, wie H. Weber19 aufgezeigt hat. Während es der Grammatiker Adelung am Ende des 18. Jhs. aufgrund der entstehenden Spannung der Aussagekonkretisierung ebenso wie die Einhaltung des prädikativen Satzrahmens als Wesensmerkmal der deutschen Sprache empfindet, sind spätere Grammatiker und Stillehrer geteilter Auffassung. Die Kritik richtet sich jedoch zumeist gegen die Belastung partizipialer oder adjek-

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tivischer Attribute mit weiteren Satzgliedern (Ergänzungen, Angaben). Gelegentlich wird eine Ersetzung solcher Fügungen durch Partizipialattribute oder Relativsätze gefordert. Eine stilistische Wertung läßt sich hier allerdings nicht normativ festlegen. Entscheidend für die stilistische Angemessenheit solcher Erweiterungen ist ihre kommunikative Leistung (Verstehbarkeit) und Wirkung. Diese richtet sich aber nach dem Redezweck des Textes und der Redesituation, ist also weitgehend vom jeweiligen Funktionalstil abhängig. In mündlich wiederzugebenden Texten wird man die substantivische Klammer weniger belasten können als in Texten, die nur gelesen werden. Der wichtigste Anwendungsbereich erweiterter Substantivgruppen liegt auch heute noch in der Sprache des öffentlichen Verkehrs, der Wissenschaft und der Presse, wo es auf möglichst reiche Angaben in gedrängter Form ankommt.

Die substantivische Klammerbildung durch erweiterte Attribute ist wiederholt von der literarischen Stilistik als Charakteristikum bestimmter Stilarten ausgelegt worden. So sah bereits Ch. Bally, ein Schüler und Nachfolger F. de Saussures, in der vorweggenommenen Charakterisierung des substantivischen Kernworts eine besondere Stileigenschaft der deutschen Sprache gegenüber der erst nachträglich ausgestaltenden französischen Sprache. W. Admoni erblickte in den erweiterten Attributen ein Austirucksmittel des »beschaulichen Stils«, der im Gegensatz zum »energischen Stil« den Erzählfluß absichtlich verlangsame, behaglich schildere und sorgsam abwäge, wobei er der Benennung eines Dings verschiedene dieses Ding betreffende Angaben vorausschickte und mit Vorliebe vom Unwesentlichen zum Wesentlichen fortschreite.30 Man muß dem jedoch entgegenhalten, daß in den Attributerweiterungen meistens die Transformation eines Satzes konzentriert erscheint, der Stil daher keineswegs immer beschaulich wirkt, sondern mitunter stark raffend sein kann.

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